Teil 2: Vermehrung und Erziehung
Samenvermehrung
Vegetative Vermehrung
Arten
konventionell | unkonventionell |
Steckling | in vitro-Kultur |
Ableger | aus Einzelzellen |
Pfropfrebe | Grünveredelung |
Stecklingsvermehrung
Anwendung | Vorteile | Nachteile |
Unterlags-Reben | Einfachheit | nicht möglich (bzw. nicht erlaubt) bei Reblaus- und Nematoden-Verseuchung |
wurzelechte Pflanzungen | längere Nutzung (?) | |
Züchtung |
Begriffe
- Grün- oder Holzsteckling
- von einem grünen Trieb im Sommer: Enthält kaum Reservestoffe, zur Wurzelbildung ist Blatt notwendig (Photosynthese). Blatt evt. beschneiden um Evaporation vor der Wurzelbildung zu verringern
- von einem verholzten Trieb ohne Blätter (aber mit Reservestärke) im Winter
- nach Anzahl der Augen am Steckling:
- Ein-, Zwei-, Vielaugensteckling
- Blindreben (Augen entfernt - bei Unterlagsreben)
- Wurzelreben (Pfropfreben mit Wurzeln)
Ablauf
Holzsteckling etwa 12 h wässern, Botrytisbefall durch Tauchen in 0,1 % Chinosol einschränken |
Grünsteckling mit einem Tragblatt (verkleinert, wegen Transpiration) |
Temperatur 22 -28 °C, hohe Luftfeuchte | |
Auxin (50-100 ppm ) nur bei
schwer bewurzelbaren Rebsorten (Abb.) (evt. unerwünschte Stoffwechselbeschleunigung ) |
|
nach Knospenaustrieb gute Lichtbedingungen schaffen! |
Ablegervermehrung
auch Absenker, in situ - Vermehrung (verwandt
ist das Abmoosen)
für viele schwer vermehrbare Vitaceen die
einzige Möglichkeit (Abb.);
Im zeitigen Frühjahr alle unerwünschten Augen
blenden
Trieb strangulieren oder ringeln (er bleibt 1 - 3 Jahre mit der Pflanze verbunden),
dann Abtrennen von der Mutterpflanze
Vorteile | Nachteile |
leicht, billig | nur bei niedriger Erziehung |
schon im 1. Jahr Ertrag | Übertragung systemischer Erkrankungen |
Pfropfung
Prinzip
Transplantation eines Oberteils (Edelreis, Auge) = Hyperbiont
auf eine wurzeltragende oder bewurzelbare Unterlage (Wurzel ) = Hypobiont
Augen der Unterlage werden geblendet (entfernt ) = Blindholz
Zweck
Geschichte Seit der Antike bekannt:
|
Verbreitete Methoden
Feldveredelung
Unterlagen werden 1 - 2 Jahre vor Veredelung ausgepflanzt, im Herbst oder Frühjahr in Bodennähe
gepfropft (b) oder weiter oben okuliert (a) und bis
nach dem Austrieb zugehäufelt
Vorteile | Nachteile |
einfach | keine Mechanisierung möglich |
hoher Anwuchserfolg | Pflanzgutkontrolle schwierig |
früher Ertrag | |
keine Investitionen | |
Günstig in warmen Ländern und mit billiger Arbeitskraft |
Tischveredelung
Entwickelt von GOETHE, MÜLLER-THURGAU (1890), zunächst für kühlere Gebiete, jetzt weltweit; Hand- und "Maschinenveredelung" (teilmechanisiert )
Anwuchsrate geringer als bei Feldveredelung: ( 20 % ) 30 % bis 70 % ( 80 % ), dafür größerer Durchsatz möglich
Zeitplan
Herstellung der Pfropfreben
Mitte bis Ende April
Unterlagsrebe: 40 cm lang, Knoten am Unterende (Verschluss des Markraums); Augen entfernen (blenden) - dabei wenig verletzen (Unterlage soll nur Wurzeln hervorbringen, aber nicht austreiben) |
Edelreis: mit einem Auge, oben 20 mm, unten 50 mm Holz stehen lassen Passung: Edelreis und Unterlage müssen im Durchmesser +- übereinstimmen (Abb.) |
Anlage
deshalb auch andere Anzucht-Verfahren:
Kartonagereben
Kartonageverfahren (nach BIRK, Geisenheim 1935, Abb.)
auch Anzucht in Töpfen
vor dem Vortreiben eintopfen (Problem Platzbedarf, Kosten)
Weitere Pfropfmethoden
Probleme bei der Pfropfung
Problembeispiel | |
Edelreis | Unterlage |
Müller-Thurgau | Couderc 3309 C |
sehr fruchtbar | schwachwüchsig |
führt zu
geringer Verrieselung (zu viele Blüten entwickeln sich zu Beeren) |
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es resultiert ein sehr hoher Ertrag | |
dadurch kommt es zu Abbau der Rebe | |
dabei ist förderlich: schlechte N-Versorgung, Trockenheit | |
Folge: Vorzeitiges Aushauen | |
Traminer | Kober 5 BB |
schwachwüchsig und sehr verrieselungsanfällig |
starkwüchsig |
Verrieseln wird durch
Überversorgung des Edelreises weiter gefördert (zu wenige Blüten entwickeln sich zu Beeren) |
|
Ertrag sehr niedrig | |
Üppige vegetative Produktion | |
förderlich: gute N-Versorgung gute Wasserversorgung | |
Folge: Vorzeitiges Aushauen |
Unterlagsreben
Unterlagenbedarf in Deutschland etwa 20 000 000 Stück pro Jahr, rückläufig.
Wichtige Unterlagssorten in Deutschland | ||||
Sorte | Wuchs | Affinität | Kalk | Böden, Bemerkungen |
Kreuzungen aus Vitis berlandieri × Vitis riparia | ||||
Kober 5 BB | +++ | ++ | +++ | arm, kalkreich |
Kober 125 AA | +++ | +++ | ++ | mittlere Böden und Standweiten |
SO 4 (Selektion Oppenheim 4) | +++ | ++ | ++ | enger Stand, Chloroseböden |
Teleki 5 C | ++ | +++ | ++ | mittlere und trockene Böden, chlorosegefährdet |
Teleki 8 B | ++ | + | +++ | Kalkböden |
Kreuzung aus Vitis riparia× Vitis rupestris | ||||
3309 Couderc | + | +++ | + | nur kalkarme, gute Böden |
Kreuzung aus V. vinifera 'Trollinger' × V. riparia | ||||
26 G (Geisenheim 26) | ++ | +++ | ++ | anfällig für Rebläuse |
Unterlagsreben - Erziehung
Erziehungsart soll lange, gleichmäßige Ruten
erbringen:
bei uns GREINER-DECKER - Schrägpfahlerziehung (8 -
10 Triebe pro Kopf, Abb.);
in sehr trockenen Gebieten auch am Boden liegend (Abb.)
Gesetzliche Regelungen
Flurbereinigung (Ländliche Raumordnung )
Mehr über mitteleuropäische Sorten
Überlegungen
Wurzelechte Rebe | Pfropfrebe |
Direktträger | m.o.w. reblausfeste Unterlage |
Reblausgefahr ? | aus Rebschule ? |
Kartonagerebe ? | |
Topfrebe ? | |
Pfropfkombination ? |
Anlegen eines Weinbergs
Bestimmung der Standweite (eigentlich Standfläche), m2 pro Pflanze = Zeilenabstand × Stockabstand durch
Weiten (Abb.) international 3 - 15 m2
in Deutschland 1,5 - 5 m2
d.h.
2000 - 7000 Stock pro ha je nach Bedingungen:
Auszeilen
Bepflanzen des Weinbergs
Pfropfrebe (aus Rebschule) |
Kartonagerebe |
erste Maiwochen | bis Ende Juli |
Trieb auf ein Auge kürzen | |
Wurzel kürzen (je nach Loch - möglichst lang) |
Wurzeln schonen! |
Pflanzloch (Bohrer, Pflanzspaten usw., Setzholz nur in leichtem Boden (Verdichtungs- gefahr der Lochwand), Wasserlanze, Maschine |
nur 10 cm - Loch |
zuhäufeln (evt. Pflanzerde |
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Pflanzpfahl |
Bepflanzen (Abb.)
Schutz der Setzreben
Maschendraht-Röhren (gegen Kaninchenfraß)
Pflanzröhren (etwa 8 x 80 cm) aus durchsichtiger Plastikfolie; muss ein Boden
gedrückt werden um Kaminwirkung zu vermeiden.
Diesen werden unterschiedliche positive und negative Eigenschaften zugeschrieben:
Vermehrung/Verminderung von Mehltaubefall
Förderung/Hemmung von Unkrautwuchs (je nach Art)
Pflanzröhren
Vorteile Nachteile Förderung des Längenwachstums dadurch aber: Wurzeln werden
nicht entsprechend ausgebildetaußerdem: Verstärkung von
Trockenschäden in SteillagenSchutz gegen Wildverbiss Einsparen der ersten Austriebsspritzungen (Fungizide) Kräuselmilben vermehren sich stark und
können in den Röhren nicht bekämpft werden
Erziehung umfasst Stammhöhe und Laubwandausdehnung; oft ist eine hohe Laubwand auch mit einem hohen Stamm korreliert, dies muss jedoch nicht immer so sein!
Zahllose Möglichkeiten
Laubwandausdehnung | kugelig bis vertikal | vertikal | horizontal | dreidimensional |
Stammhöhe | 0 bis .. | bis 2 m | 1,5 - 2,5 m | |
Standweite | eng | weit | weit | |
Stützung | einfach | aufwändig | aufwändig | sehr aufwändig |
Nutzung | Keltertrauben | Keltertrauben | Tafeltraube | Keltertrauben |
mech. Lese | --- | gut | schlecht | schlecht |
Wüchsigkeit | weniger wüchsige bis | wüchsige .. | wüchsige .. | Rebsorten |
Klima | trocken bis gemäßigt | gemäßigt | warm | gemäßigt |
Genaueres zur Stammhöhe
Stammhöhe bei unterschiedlichen Kulturformen
Niedrig | Mittelhoch | Hoch |
Keltertrauben | Keltertrauben | Tafeltrauben |
Steillagen | Intensivkultur | Intensivkultur |
Windlagen | Bewässerung | Bewässerung |
Frostlagen | ||
Unterlagen | ||
Vorteile | ||
Einfachheit | Mechanisierbarkeit | Maximalwuchs |
Bodenwärme | ||
Frostschutz | ||
Nachteile | ||
kein Pfahl | Unterstützung aufwändig | Unterstützung aufwändig |
Lesegut oft schlecht | hoher Arbeitsaufwand | |
Ertrag gering |
Unterstützung
Pfahlunterstützung
nur
vertikal (Abb.)
Anwendung | Vorteile | Nachteile |
extensiver Weinbau | einfach, billig | geringe Durchlüftung |
Rebmuttergärten | geringe Unterhaltskosten | (Pilzdruck) |
Steilhang | viel Heftarbeit | |
Junganlage |
Spalier
vertikal, zweidimensional, römischer Ursprung,
aus Kammert-Erziehung (Abb.)
Anwendung | Vorteile | Nachteile |
Intensivweinbau | gute Lichtexposition | hohe Investitionskosten |
leichtes Heften | hohe Unterhaltskosten | |
mechanisierbar | in Steillagen schwierig |
Spalier, Schema (Abb.)
Laubenerziehung (Abb)
Vorteile | Nachteile |
maximale Nutzung des Ertragspotentials |
hohe Kosten für Anlage und Unterhalt |
keine Laubarbeiten | keine maschinelle Lese |
Schatten für Tafeltrauben |
Es existieren weltweit zahlreiche weitere Varianten von Erziehungs- und Unterstützungssystemen (Abb.)
Wichtigste Erziehungsarten in Deutschland |
|||
Höhe cm | Höhe cm | Höhe cm | |
Stamm | Laubwand | Pflanzen | |
Spaliererziehung (Direktzuglagen) |
60 - 80 | 80 - 120 | 180 - 220 |
Pfahlerziehung (Steillagen) |
20 - 40 | 150 | 170 - 200 |
Aspekte von Erziehungssystemen |
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Erziehung | Lichtexposition | Durchlüftung | Lese | Wüchsigkeit |
Pfahl, Vertiko (Abb) | gering | gering | mittel | gering |
Drahtrahmen, Spalier (eng) | mittel | mittel | sehr gut | gut |
Drahtrahmen, Spalier (weit) | sehr gut | sehr gut | sehr gut | gut |
Pergola, LENZ - MOSER | gering | schlecht | gut | stark |